Kirche2009 Spannbauer Gerhard Spannbauer

Pfarrkirche Kirchdorf am Inn

Patronat: Mariä Himmelfahrt am 15. August

Bau­last: Kath. Pfarr­kir­chen­stif­tung Kirch­dorf a. Inn

Die Pfarr­kir­che Mariä Him­mel­fahrt ist eine beacht­li­che spätgotische Anla­ge, ent­stan­den um 1500. Die ein­zi­ge his­to­risch gesi­cher­te Jah­res­zahl bezieht sich auf das Jahr 1507; sie wur­de an der Rückwand des Haupt­rau­mes gefun­den. Der Bau der Kir­che wur­de von der Schiffs­leut­bru­der­schaft — dem Niko­lai­bund” — vor­an­ge­trie­ben und finan­zi­ell unter­stützt. Nur so ist zu erklä­ren, dass der damals nur ein paar Gehöf­te zäh­len­de Wei­ler Kirch­dorf a. Inn zu einer gro­ßen und präch­ti­gen Kir­che gekom­men ist. Die heu­ti­ge Pfarr­kir­che wur­de wegen ihrer frü­he­ren Inn-Nähe als Zunft­kir­che” der Schiff­leu­te bezeich­net. Unse­rem Hei­mat­fluss — dem Inn — haben wir also das Got­tes­haus zu verdanken.Die Archi­tek­tur ist gebiets­ty­pisch und kenn­zeich­nend für die Spätblüte der Gotik: ein auf­fal­lend weiträumiges, ein­schif­fi­ges Lang­haus, das nur wenig höher als breit (10,30 zu 9,90 m) ist und mit dem Chor (9,40 zu 8,70 m) eine saal­ar­ti­ge Ver­bin­dung ein­geht. Dadurch ent­steht der erha­be­ne Ein­druck eines ein­heit­li­chen Rau­mes. Das Lang­haus wird geglie­dert durch kräftig vor­sprin­gen­de Wand­pfei­ler, die sich im Gewölbeansatz zu tie­fen Schildbögen ver­ei­nen. Bemer­kens­wert sind auch die hier­zu­lan­de sel­ten anzu­tref­fen­den bogi­gen Rip­pen­fi­gu­ra­tio­nen an den verhältnismäßig fla­chen Gewölben. Der 45 m hohe Turm schmiegt sich an die West­wand des Schif­fes, um mehr als des­sen Hälfte nach Süden gerückt, an. 1736 muss­te der Turm nach einem hef­ti­gen Blitz­schlag teil­wei­se abge­tra­gen und neu auf­ge­baut werden.Der Innen­raum des Got­tes­hau­ses wirkt durch sei­ne aus­ge­wo­ge­nen, har­mo­ni­schen Raumverhältnisse. Ent­spre­chend dem dama­li­gen Zeit­geist, der sich von einer eher jen­sei­ti­gen Betrach­tungs­wei­se zu einem dies­seits geprägten Lebens­stil wan­del­te, wur­de die spätgotische Kir­chen­ein­rich­tung zu Beginn des 17. Jhd. baro­cki­siert. Aus­druck des neu­en Lebensgefühls ist der beherr­schen­de statt­li­che Hoch­al­tar von 1689. Er ist Prunk­schrein für das groß­ar­ti­ge spätgotische Gna­den­bild der thro­nen­den Madon­na mit dem Jesus­kind. Der Altar enthält außer­dem Dar­stel­lun­gen der Hei­li­gen Bar­ba­ra und Katha­ri­na (um 1510 – 20) sowie Figu­ren des 17. Jhd. Hier ist die Dar­stel­lung des Hei­li­gen Niko­laus zu nen­nen, dem Patron der Inn-Schiffs­leu­te, die über dem Gna­den­bild einen zen­tra­len Platz im Hoch­al­tar ein­nimmt. Die bei­den eben­falls baro­cken zweisäuligen Seitenaltäre sind, obwohl nicht aus der­sel­ben Zeit, als Pend­ents gear­bei­tet und stam­men aus der ers­ten Hälfte des 17. Jhd. Die Pfarr­kir­che verfügt über etli­che bedeut­sa­me Ausstattungsstücke, so den zwölfseitigen goti­schen Tauf­stein aus der Erbau­ungs­zeit der Kir­che mit Holz­de­ckel, zwei baro­cke Figu­ren des Hl. Josef und der Hl. Maria, einen Gna­den­stuhl – Gott­va­ter und Sohn mit dem HL. Geist als Tau­be – um 1760, zwei volks­kund­lich inter­es­san­te Fastentücher von 1625, ein Weih­was­ser­be­cken im Ein­gangs­be­reich der Chor­ka­pel­le aus der Zeit um 1500, die alte Sakris­tei­tür mit rei­chen spät­go­ti­schen Beschlä­gen aus der Erbau­ungs­zeit der Kir​che​.In den Jah­ren 1971 bis 1973 wur­de die Kir­che grund­le­gend restau­riert und um einen Anbau an der Südseite des Cho­res erwei­tert (Chor­ka­pel­le), um der nach dem 2. Welt­krieg stark gewach­se­nen Bevölkerungsentwicklung Rech­nung zu tra­gen. Ausführliche Infor­ma­tio­nen zur Kir­che enthält der Kirchenführer Kirch­dorf am Inn; er liegt im Schrif­ten­stand im Ein­gangs­be­reich aus.